Erfahrungsbericht Nokia 8810

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Version 1.08, letzte Änderung: 13. Juni 1999, 14:30 Uhr

1.08 13.06.1999: Langzeiterfahrungen mit LiIon, Firmwarenotizen, IrDA Details
1.07 23.01.1999: Eigene Erfahrung mit Fremdhersteller-LiIon hinzugefügt
1.06 09.01.1999: Einzelheiten zu SW-Version und Akkus geändert
1.05 08.01.1999: Hinweise zu Datenverbindungen hinzugefügt
1.04 08.01.1999: Daten zu Zubehör geändert
1.03 07.01.1999: Tips zur Bedienung und Sprungtabelle hinzugefügt
1.02 07.01.1999: Codes für Nokia-Dienste hinzugefügt
1.01 07.01.1999: Kommentare zum Fremdzubehör hinzugefügt
1.00 06.01.1999: erste Version

Mich erreicht täglich einiges Feedback zu dieser Seite. Wenn dabei neue gesicherte Informationen abfallen, bin ich bemüht, sie baldigst hier mit unterzubringen nebst Änderung der Versionsnummer und Bemerkung, was geändert wurde.


Als Entscheidungshilfe beim Handy-Kauf soll dieser Text dienen. Ich habe das 8810 inzwischen ausführlich getestet und recht viele Schwachstellen aufgedeckt. Ferner folgt am Ende eine Liste der mir bekannten Codes, mit denen man bestimmte Funktionen aktivieren oder Daten auslesen kann.

Direkter Sprung zu den Themen: Allgemeine Bedienung, Handhabung beim Telefonieren, Handhabung für SMS, Sonstige Funktionen, Mankos, Fazit, Zubehör, Codes, Tips zur Bedienung und Handhabung


Allgemeine Bedienung

Die Bedienung ähnelt sehr jener der 61xx Baureihe, auch das Display ist identisch. Die Menüführung, das Handling von Telefonnummern und Funktionen ist meines Erachtens das beste am Markt. In mindestens diesem Punkt ist Nokia nicht zu schlagen. Auch der Tastenvorrat ist mit dem 61xx identisch. Auch Umsteiger vom 8110 werden sich schnell heimisch fühlen.

Es gibt Profile, in denen man die Art des Klingelns (Rufton, 1xRufton, ansteigend, Einzelton, stumm oder Auswahl von Anrufergruppen), den Ruftontyp (etliche Töne und komplette Melodien), die Ruftonlautstärke, Vibration ein/aus, Kurzmitteilungston, Tastentöne und Warntöne getrennt einstellen kann. Man kann dann mit zwei drei Tastendrucken ein solches Profil auswählen und hat gleich all diese Einstellungen auf einmal geändert. Profile wie "Sitzung", "Lautlos", "Draußen" etc. sind schon vordefiniert, aber auch änderbar und unbenennbar.


Handhabung beim Telefonieren

Die Größe an sich ist natürlich fantastisch. Vor allem ist es schön flach, man kann es wirklich ohne Beule in die Jackettasche stecken. Auch in der Hosentasche stört es nicht mehr als ein Feuerzeug und aufgrund des Vibrationsalarms kann es auch dort prima auf Anrufe oder Kurzmitteilungen aufmerksam machen. Beim Sprechen ist es durchaus lang genug durch die ausziehbare Klappe. Wenn man es ans Ohr hält, ist es allerdings etwas schlecht festzuhalten. Man weiß nicht so recht, wohin mit den Fingern. Die Antenne ist integriert in die Rückenabdeckung, da muß man dann auch immer drauf achten, dort nicht gerade den Finger hinzulegen beim Sprechen. Die außen liegenden Tasten für die Hörerlautstärke sind nicht so gut blind zu finden wie etwa beim guten alten 2110. Sie sind zu weit auseinander, man muß erst suchen und fühlt nicht gleich, welche der beiden Tasten die obere oder untere ist. Ansonsten ist in Sachen Handhabung beim Telefonieren nichts Negatives zu sagen. Das Handling der Nummern etwa und die Funktionalität, etwa bei Anrufern verschiedener Gruppen verschieden zu klingeln sind nahezu perfekt. Ich vermisse lediglich die Möglichkeit, auf bestimmte Anrufer mit der Signalisierung "Umleiten bei Besetzt" zu reagieren, also quasi die Reaktion durch Drücken der roten Taste automatisch abzuwickeln. Anrufe kann man durch Aufziehen und Zuschieben der Klappe annehmen und auflegen. Nach dem Zuschieben genügt ein Drücken einer Taste, dann ist die Tastatur gesperrt und man kann das Gerät wieder in die Hosentasche stecken. Einfacher gehts wirklich kaum. Leider hält diese Belegung dieser Taste nur ein paar Sekunden an. Wenn man später dann die Tastatur sperren möchte, geht das nur, indem man die Klappe wieder einmal kurz auf- und zuschiebt, zulasten der verschleißintensiven Mikrofonkontakte.

Anrufe werden geloggt, auch mit Datum und Uhrzeit. Sehr praktisch bei verpaßten Anrufen.

Eine gelegte permanente Rufumleitung wird in der Hauptanzeige angezeigt. Sehr gut für vergeßliche Leute. Vorsicht bei Twincards: wenn ein anderes Telefon für die Nummer eine Umleitung legt, bekommt das 8810 das natürlich nicht mit und zeigt es nicht an. Wenn man nach dem Wechsel zum 8810 aber schnell mal den Status der unbedingten Umleitung abfragt, wird diese Anzeige wieder aktualisiert.

Ich finde den Klang etwas blechern, besonders wenn man recht laut stellt. Das 6110 klingt meines Erachtens besser. Ich habe das Gerät inzwischen wegen einiger Mängel (s.u.) einmal getauscht, aber das hat sich nicht gebessert. Außerdem hört man es ständig rechnen, selbst wenn sonst gar nichts passiert und man nicht telefoniert. Beim Telefonieren hat man dann durchaus hörbare und subjektiv störende Nebengeräusche. Dies ist ein Mangel, den ich bei einem Handy für 1800 DM mir eigentlich verbitte. Dafür muß man als Kunde kein Verständnis haben.


Handhabung für SMS

Die Tasten sind etwas zu schwergängig. Manchmal drückt man eine Taste und dann hat der Druck doch nicht ausgereicht und man muß wieder zurückmarschieren mit dem Cursor und das Zeichen nachträglich einfügen. Die Größe der Tasten mag auf den ersten Blick zu klein vorkommen, aber angesichts der Gehäusegröße sind sie doch sehr gut zu erfühlen.

Das SMS-Menü ist das erste, so daß man zum Lesen den Finger immer auf derselben Taste belassen kann.

Ein Manko, das das grafische Display als Kompromiß erzwingt und auch beim 61xx vorhanden ist: man sieht beim Absenden einer Kurzmitteilung nicht die Feldstärke. Sitzt man etwa im Zug, kann man nicht mit dem Absenden schnell mal einen Moment mit ausreichender Feldstärke abwarten, ohne in dem Menüs hin- und hernavigieren zu müssen. Besonders ärgerlich ist das bei den smartmessage-Funktionen, bei denen ein Sendefehler zum Abbruch des ganzen Vorgangs führt, der unter Umständen schon mehrere SMs und mehrere Minuten gekostet hat. Mit diesem Ärgernis müssen auch Benutzter von 6150 und 8110 leben.

Wie auch die 61er teilt das 8810 die eingehenden Kurzmitteilungen selbständig auf SIM-Speicher und Telefonspeicher auf. Insgesamt ist für ca. 30 messages Platz. Die SIM-Speicher werden zuerst gefüllt, mit dem Vorteil, daß bei Gerätewechsel die Messages mitkommen, aber auch mit dem Nachteil, daß das Lesen und Löschen mit mehr Verzögerungen behaftet ist - und mehr Akku kostet. Hier wäre es nicht schlecht, wenn die Einstellung für das Ablegen von Nummern wie beim 2110 auch das Ablegen der Kurzmitteilungen beeinflussen würde.

Kaum nötig zu sagen, daß das 8810 natürlich auch die Broadcast-Funktionen in vollem Umfang unterstützt, mit Themenauswahl und Speicherung.

Smartmessage-Funktionen ermöglichen das Laden von Klingeltönen und ganzen Menüstrukturen mit Sonderfunktionen wie Bahnverbindungen suchen per SMS. Sehr praktisch - wenn es netzseitig gerade funktioniert.


Sonstige Funktionen

Die 61xx-Nutzer kennen das alles, aber es sei kurz erwähnt: eine Uhr wird oben im Display in der Hauptanzeige eingeblendet, man kann auch einen Wecker einstellen. Das Displayglas ist kleiner als beim 6110 (logisch), was dazu führt, daß der Rand mehr Schatten auf das panel wirft. Ist die Beleuchtung gerade aus und kommt das Licht von schräg vorn, kann man die obere Zeile mit Symbolen und Uhrzeit schlecht erkennen.

Ein Taschenrechner beherrscht die Grundrechenarten und kann auch zwischen einer Fremdwährung und der eigenen umrechnen. Sehr praktisch zum Umrechnen zwischen Euro und D-Mark. Man gibt den Kurs einfach einmal ein und künftig genügt ein Tastendruck.

Ein Kalender faßt Einträge zu Geburtstagen (mit Vorwarnzeit und Angabe des Alters), "Sitzungen" (Veranstaltung mit Anfangszeit und Vorwarnzeit, Erinnerungen und Anrufen (ein Tastendruck und man ruft denjenigen an, an den man erinnert wurde).

Auch die drei Spiele fehlen nicht. "Snake" kann man auch gegeneinander spielen, auch gegen 6110-Nutzer.


Mankos

Ich erwähnte bereits den imperfekten Klang.

Das Displayglas schließt nicht ganz ab. Vorteilhaft gegen Beschlagen des Displays, aber dahinter sammelt sich Staub. Und man kann es nicht einfach abnehmen wie beim 2110, so daß man den Staub auch nicht einfach entfernen kann. Irgendwann werde ich wohl das nächste Nokia System Center aufsuchen müssen, um mir das Display von hinten zu putzen. Nebenbei bemerkt bin ich mit dem Service der System Centers sehr zufrieden - man sollte aber unbedingt Club Nokia Mitglied sein. Kostet nichts und bringt unkomplizierten Service, kann ich jedem Nokia-Benutzer empfehlen.

Im Handbuch steht nichts davon, wie man den Akku bei den ersten Ladevorgängen behandeln soll. Man sagte mir dann bei Nokia, man sollte 3-4mal 14h durchladen, auch wenn der Akku eigentlich schon vorher voll ist. Da war es natürlich bei mir schon zu spät. Mein Akku war über 34h nicht hinauszubekommen - bei nominell 133h Standby. Der allererste Akku ließ sich übrigens überhaupt nicht laden. Nun hab ich das ganze Gerät samt Akku nochmal getauscht und befinde mich gerade im ersten Durchgang. Ob es sich gebessert hat, werde ich dann hier noch schreiben. Allerdings habe ich auch gleichzeitig die SIM-Karte getauscht, meine alte war schon einige Jahre alt. Kann sein, daß die alte Karte noch mehr Saft verbrauchte.

Auch wenn man leise Profile wählt, bleiben Warntöne wie beim Fehlschlagen der Versendung einer Kurzmitteilung oder beim Leerwerden des Akkus laut. Das ist schlecht. Man sitzt im Meeting, wähnt sich unauffällig konfiguriert und plötzlich macht es PIEPIIIEEEP. Das sollte dringend nachgebessert werden.

Das Drucken per IrDA funktioniert fast gar nicht, nur mit 128 Byte Paketgrößte auf Druckerseite und nur bei frisch gebootetem 8810. Nokia arbeitet aber schon dran. Die Datenverbindungen ohne Kabel mit dem integrierten Modem funktionieren hingegen tadellos. Man legt das 8810 einfach neben ein Notebook mit IrDA-Interface, besorgt sich die .inf-Datei (bei Windoze-Usern) von Forum Nokia. Inzwischen gibt es auch für den Palmtop HP 200LX Treiber, die an sich gut funktionieren. Bei D2 bricht jedoch ab und zu die Verbindung zusammen, wenn man die 229000 als Internetzugang verwendet, aber das scheint nicht am 8810 zu liegen, da andere Datenverbindungen stabiler laufen. Seit der Firmwareversion 4.05 hat sich in Sachen IrDA noch einiges verbessert, aber das Drucken geht immer noch nicht. Auch nicht mit der neuesten Hardware.

Bei meinem ersten Gerät hatte der Akku recht viel Spiel. Wenn man sich beim Tippen hinten festhielt, rutschte man dauernd hin und her, Amplitude etwa 0.75 Millimeter. Das neue Gerät hat diesbezüglich akzeptable Eigenschaften.

Das Mikrofon ist durch Schleifkontakte angebunden. Nachdem beim 8110 vereinzelt Ausfälle durch Verschmutzung und Korrosion vorgekommen sind, hätte ich eigentlich erwartet, daß die Kontakte beim 8810 nun doppelt ausgelegt sind. Aber dem ist nicht so.


Fazit

Das 8810 ist wohl das smarteste mobile am Markt, und das eleganteste dazu und das mit den meisten Features wohl auch. Bis auf die Nebengeräusche (die ich aber auch von einzelnen PT11 kenne) gibt es lediglich Probleme, die durch Softwareupdates gefixed werden könnten. Warten wir's ab.

Keines der genannten Mankos reicht wirklich als Grund, sich nicht für das 8810 zu entscheiden. Wer aber nicht wirklich viel Wert auf die Größe oder das Design legt, ist mit dem 6150 oder notfalls 6110 auch sehr gut bedient (dem 6110 fehlen die smartmessage-Funktionen).

Wer weitere Fragen zum Gerät hat, kann sie mir gern per mail stellen. Wichtige Fragen werde ich dann hier auch noch in den Text integrieren.


Zubehör

Von Nokia selbst gibt es zwei verschiedene Taschen und demnächst LiIon-Akkus, mit denen ich allerdings noch keine Erfahrungen sammeln konnte. Die mobile Freisprecheinrichtung taugt, sie hat eine Taste, die ermöglicht, das Handy in der Tasche zu lassen, wenn man ein Gespräch annehmen will. Ein spezielles Profil "Kopfhörer" wird automatisch beim Einstecken aktiviert.

Von Christoph Kühlewein erhielt ich einen Bericht zu Fremdzubehör des Händlers Protuna. Dessen Tischladegerät scheint aber schlechten Einfluß auf die Akkus zu haben, aber auch positive Erfahrungsberichte erreichten mich inzwischen. Auch LiIon-Akkus gibt es von diesem Händler, zu denen ich zufriedene Äußerungen gemailt bekommen habe. Inzwischen habe ich auch selbst so einen gekauft. Er hat weniger Spiel in seiner Fassung und ist merklich leichter als der mitgelieferte NiMH-Akku. Allerdings schlafft er während eines Gesprächs leicht mal ziemlich plötzlich ab und das 8810 schaltet sich unvermittelt aus, obwohl zwei Minuten vorher vor Beginn des Gesprächs noch drei Balken in der Füllstandsanzeige zu sehen waren. Protuna hat aber angeboten, den Akku zu tauschen, mal sehen was sich da noch ergibt. In deutlich abgeschwächter Form ist mir dieses Problem inzwischen auch mit dem Standardakku begegnet.

Nach meinen bisherigen (mehrjährigen) Erfahrungen macht es Sinn, mindestens innerhalb der Garantiezeit auf Fremdzubehör zu verzichten und erstmal risikobereite Zeitgenossen die Erfahrungen sammeln zu lassen ;-) - man ist dann bei Schadensfällen gegenüber Nokia auf der sicheren Seite. Andere haben freilich weniger kritische Ansichten - jeder nach seiner Facon.


Codes



Tips zur Bedienung und Handhabung